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Befreiungsschlag für die Zweite

Erstellt von Norbert | | HMM

Nach dem verpatzten Start (deutliche Heimniederlage gegen Pinneberg) ging es in Blankenese nun darum, uns zu rehabilitieren. Es dauerte ein wenig, bis wir das für uns neue Spiellokal gefunden hatten – das Gymnasium ist leicht zu finden, mit dem Zugang zur Mensa hatten wir jedoch unsere liebe Mühe. Schließlich war dies jedoch geschafft und der Kampf konnte pünktlich in angenehmer Atmosphäre begonnen werden.

Nach zwei relativ kurzen Remisen an den Brettern 1 und 4 konnte man schon recht früh erkennen, dass es ein spannender Abend würde. Steven musste gegen ein frühes Bauernopfer ankämpfen – für mich sah seine Stellung anrüchig aus, aber die Akteure konnten es besser beurteilen und sagten: Alles Theorie, unklare Stellung. Thomas hingegen hatte einen, später zwei Bauern ins Geschäft gesteckt und musste nach Kompensation suchen. Helmuth sah sich in die Defensive gedrängt, sein Gegner hatte einen starken Springer auf e5 etabliert und baute gewaltigen Druck auf. Florian hatte einen Mehrbauern, aber einen großen Rückstand auf der Uhr, der nach und nach beängstigende Formen anzunehmen schien. Auch bei André war der Zeitverbrauch gewohnt hoch, hier jedoch war die Stellung nach einem relativ frühen Damentausch einigermaßen übersichtlich. Bei Raymond schließlich war die Stellung so kompliziert, dass sich der Beobachter einer Wertung lieber enthielt. Insgesamt hatte der Skeptiker in mir das Gefühl, dass die Gastgeber die besseren Chancen haben würden.

Es zeigte sich, dass die kämpferische Einstellung in unserem neu zusammengestellten Team vorbildlich ist: Zwar hatte Steven, der mit einem erheblichen DWZ-Rückstand ins Rennen gegangen war, seinen Befreiungsschlag mit einem Remisangebot verbunden, welches angenommen wurde. Die restlichen fünf Partien jedoch wurden erbittert ausgekämpft und boten jede Menge Spannung.

Kurz vor der Zeitkontrolle bot sich folgendes Bild: Thomas hatte einen Bauern zurückgewonnen, jedoch dabei die Damen getauscht, sein Gegner lehnte ein Remisangebot ab. Helmuth verteidigte sich ideenreich, sein Gegner spielte aber weiterhin sehr stark und gab einen Bauern, um den Druck weiter zu erhöhen. Florian hatte inzwischen - notgedrungen - den Turbo eingelegt, den Mehrbauern zwar zurückgeben müssen, auf der Uhr aber merklich aufgeholt. André lehnt ein Remisangebot ab und es sah so aus, als bekomme er langsam Oberwasser. Bei Raymond war das Brett noch voll, als er aufs Ganze ging und die faszinierende Idee g7-g5!?! auspackte. Der Ausgang des Matches erschien nun völlig offen.

Thomas hatte sich inzwischen eine klare Remisstellung erkämpft, in beiderseitiger Zeitnot wurde allerdings weitergespielt und hier hatten wir großes Glück, als nämlich der Gegner die Zeit überschritt. Für die Gastgeber natürlich sehr unglücklich, solch einen Blackout kennen die meisten von uns nur zu gut. Somit gingen wir mit einem 2,5:1,5 Vorsprung in die fünfte Spielstunde, in der die Entscheidungen fallen mussten.

André hatte tatsächlich ein verheißungsvolles Endspiel bekommen, ob der Übergang ins Turmendspiel das Beste war, muss eine Analyse zeigen. Die Zeit wurde bei unserem Mann nun aber doch schon sehr knapp, der Gegner verteidigte sich erfindungsreich mit einem Bauernopfer und erreichte schließlich doch noch den Remishafen. Inzwischen war die Stellung von Helmuth verloren, sein Gegner behielt durchgehend die Kontrolle, eine wirklich starke Leistung!

3:3 also, aber inzwischen machten wir uns Hoffnungen, das Match noch gewinnen zu können. Raymond spielte gnadenlos auf Gewinn, im 40. Zug hatte er mit Sekunden auf der Uhr eine schwierige Entscheidung treffen müssen, die offenbar funktionierte. Jedenfalls kam er heil aus den Verwicklungen heraus, im Endspiel mit Türmen und Springern brachte sein Freibauer auf der c-Linie den Sieg. Eine großartige Leistung, diese Partie lohnt sicherlich eine eingehende Analyse am kommnden Dienstag.

Nun war es an Florian, den Matchwinner zu geben. Die Zeitkontrolle hatte er überstanden, aber die Stellung barg mit Schwerfiguren auf beiden Seiten weiterhin viele Tücken. Erfreulich war, dass Florian das einmal eingeschlagene Zugtempo beibehielt, nach und nach kam nun sein Gegner, der unbedingt gewinnen musste, in arge Zeitbedrängnis. Wohl dadurch bedingt wurde auch seine Stellung immer schlechter und schließlich überschritt er die Zeit, allerdings in inzwischen klarer Verluststellung.

Ein wirklich sehr schwer erkämpfter 5:3 Sieg also für uns, der doch die Tabelle gleich viel freundlicher ausehen lässt.

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