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Barmbeker Preisskatturnier am 12.12.2023

Erstellt von Thomas Richter | | Preisskat

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Kuriositäten abseits der 64 Felder und diesseits der 32 Karten

Der Barmbeker Preisskat 2023 sollte pünktlich um 19 Uhr losgehen. Es gab dann tatsächlich nur eine Viertelstunde Verspätung. Dabei stand ich um 18:30 Uhr noch ganz allein vor dem verschlossenen Turniersaal. Als erster erschien dann der jüngste Teilnehmer, der bald 30-jährige Philip Högel, um mir beim Tragen zu helfen und sogar den Schlüssel zu organisieren. Wie er mir mitteilte, hätte er sich schon seit einem halben Jahr auf das Event gefreut, was wiederum mich sehr freute.

Schließlich hatte ich gerade erst Norbert eine Woche zuvor erklärt, dass Skat demnächst aussterben könnte, die heutige junge Generation andere Interessen hätte und wir vielleicht schon in zehn bis zwölf Jahren leider schlichtweg keinen Preisskat mehr durchführen können, weil uns zusehends Skatfreunde ausgehen.

Neun Barmbeker und ein Gast starteten an zwei Dreier- und einem Vierertisch. Es schienen zwar zwei Vierertische zu sein. Aber unser Präsident Alf war dort nur Kiebitz und so etwas wie ein Chefanalytiker, so dass dieser Dreiertisch am Ende sogar noch später fertig war als der einzige offizielle Vierertisch, bei dem ich einzig und allein notgedrungen gewisse Zeitverzögerungen erwartete.

Ein paar Regeln waren zwar schon vor Jahren abgeklärt worden. So wurde erneut, wenn alle Spieler passten, das Spiel nicht gestrichen, sondern stattdessen Ramsch gespielt und dem Spieler mit den am Ende wenigsten Augen 20 Punkte gutgeschrieben. Im Turnier waren es dann u. a. tatsächlich in einem Fall wieder zwei Spieler mit identisch 37 Augen, 2019 waren es übrigens ähnlich 34 Augen, die dann jeder 10 Punkte bekamen. Wie man aufteilt, wenn alle drei Spieler am Ende 40 Augen haben, bleibt jedoch eine zumindest noch unbeantwortete Frage.

Allerdings bediente mein Partner im Gegenspiel den vorletzten Stich falsch, als wir aber schon 63 Augen hatten. Der Übeltäter zückte zwar sein Handy, dessen Klingeln im Gegensatz zur Schachpartie übrigens nicht automatisch verlor, und fand dank Internet heraus, ich hätte als Turnierleiter recht gehabt mit meiner Einschätzung und letztlich auch Entscheidung, dass wir gewonnen hätten, weil wir zum Zeitpunkt seines Verwerfens genügend Augen zusammen hatten. Erst viel später erfuhr ich, dass diese Informationen von der „Skatstube“ seien. Die Recherchen hingegen auf der Homepage des Deutschen Skatbundes, um die ich Andreas dann noch bat, ließen nämlich eine gegenteilige Konsequenz vermuten.

Wir wollten nun aber nicht stundenlang die vielen, vielen Paragraphen studieren, hatten letztendlich auch das Ziel im Hinterkopf, den ersten Durchgang von acht Runden möglichst gegen 21:30 Uhr zu beenden, was wir an unserem Dreiertisch sogar trotz des zwanzigminütigen Regelstudiums locker gut eine Viertelstunde früher schafften, die letzten aber leider erst genau dieselbe Zeitspanne später.

Nach dem ersten Umlauf von acht Runden führte zum Glück nichtsdestotrotz unser Kassenwart als einziger mit einem sogar vierstelligen Ergebnis (1.016 Punkte) deutlich vor Andreas Leinweber und unserem wiederholten Gast Christoph Bohn mit rund 200 Punkten weniger. Selbst mein etwas dubioser Schiedsgerichtsspruch konnte Thomas Sachs einfach nicht stoppen. Ein Thomas Richter scheut sich qua DNA leider nicht davor, schnell Urteile zu sprechen...

Im zweiten Umlauf sollte jeder Teilnehmer durch ein ausgeklügeltes Lossystem, vielen Dank dafür an meinen Turnierleitervorgänger Udo Amtmann, drei neue Mitspieler erhalten. Dafür werden aber mindestens 16 Teilnehmer benötigt. Bei nur drei Tischen und zehn Skatspielern kann dies jedoch, schon mathematisch, einfach nicht funktionieren. Somit wurde auf herkömmlichem Wege ausgelost.

Ein wenig Sorgen bereitete mir der Vierertisch, aber nicht weil sich Norbert spaßeshalber darüber mokierte, erneut dort zu sitzen, sondern weil auch André neu hinzugelost wurde und sich dadurch natürlich auch sein guter Freund Alf gleich wieder, offiziell nur als Zuschauer, hinzugesellte. Ein Fünfertisch könnte allerdings den Zeitplan doch sprengen, lautete meine Befürchtung.

Erstens waren sowieso nur noch sieben Runden angesetzt. Zweitens hatten wir extra vorab in einer Rundemail, um auch mehr Barmbeker anzulocken, klar und deutlich mitgeteilt, spätestens Mitternacht abzubrechen, selbst wenn Tische dann noch nicht alle Spiele geschafft hätten. Es war unserem Schachwart und mir als Skatwart wichtig, im Prinzip wirklich allen Teilnehmern wie in einem Schach-Mannschaftskampf eben auch, die Chance einzuräumen, im Anschluss gerade noch die letzten regulär fahrenden öffentlichen Verkehrsmittel pünktlich nutzen zu können, um bequem wieder nach Hause zu kommen. Und diesbezügliche, jahrelange Bedenken einiger Kandidaten wollten wir im Vorwege zerstreuen.

Der zweite Durchgang endete dann vorbildlich sogar schon gut zehn Minuten früher, so dass wir sogar um Mitternacht die Siegerehrung vornehmen konnten. Letztlich schafften es am Ende sechs Spieler, sich auf eine vierstellige Summe an Punkten zu hieven. Kurios fand ich, dass im Nachhinein die ersten drei der Schlusstabelle schon anfangs an einem Dreiertisch zusammen saßen. Für mich selbst mit nur 270 Punkten auf dem vorletzten Platz nach dem ersten Umlauf war es ein langer Weg, um letztlich aber knapp mit 1.154 Punkten noch die Bronzemedaille zu gewinnen, mit einem deutlichen Rückstand von gut 500 Punkten zu den beiden Siegern.

Zweiter wurde Andreas Leinweber (1.657 Punkte), Gratulation. Wie übrigens schon 2019 gewann auch 2023 erneut Thomas Sachs mit 1.680 Punkten. Meinen ganz herzlichen Glückwunsch!! Du warst einfach nicht aufzuhalten, und zwar weder sportlich (siehe Tabelle im Anhang!), noch unsportlich (siehe oben!), noch juristisch, was meinen etwas unglücklichen Schiedsspruch betrifft. Viele von uns hatten jedenfalls großen Spaß, so dass wir uns aufs nächste Jahr freuen.

(Thomas Richter, Turnierleiter)

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